Die Dosierung von Kokain bei der ersten Anwendung
Bier hat bei der ersten, von ihm durchgeführten Spinalanaesthesie 3ml einer 0,5%igen Kokainlösung, also 15 mg Kokain intraspinal appliziert. Bei den nachfolgenden vier Fällen reduzierte er die Dosis auf 5-10 mg. Damit hatte er die angemessene Dosis auf Anhieb getroffen. War dies Zufall, Intuition oder doch ein Hinweis aus dem Schrifttum? Soweit ersichtlich, hatte bis dahin nur J. L. Corning Kokain in die Nähe des Rückenmarks appliziert und zwar in Form von 6 ml einer 1,5 %igen Lösung. Das entsprach unter Beachtung der damaligen Masseinheiten »grain« und »minims« einer Dosis von 100 mg. In einer späteren Publikation schrieb Corning, daß er dazu über- gegangen sei, die Kokainmenge auf eine Dosis von 10 bis 20 mg zu reduzieren. Jedoch spricht Corning auch in diesem Zusammenhang stets vom Subarachnoi- dalraum und nicht vom Intraduralraum. Nun hat aber Bier in der Auseinandersetzung mit Hildebrandt ausdrücklich betont, dass ihm die erst 1898 erschienene Monogra- phie von Corning nicht bekannt gewesen sei und aufgrund des Erscheinungsjahres in der Tat wohl auch kaum bekannt gewesen sein konnte. So darf man annehmen, dass er die Dosis von Kokain zu seiner ersten Spinalanästhesie aufgrund eigener Überlegun- gen gewählt hat.

Die Dosierung von Kokain nach Corning J. L. (1888) Further contributions on local medication of the spinal cord, with cases. N. Y. Medical Record 45, 291 - 293

Die Rezeptur von Kokain nach J. L. Corning. Aus: Marcus L (1900) Medullary narcosis (Corning´s method):Its history and development. Medical Record 58, 561 - 563
zurück